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Rosenfeld-Brittheim e.V.
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Überwachung des Mondes hinsichtlich auftretender
Transient Lunar Phenomena (TLP)


Autor: Rolf Bitzer
Erstellt: 23. März 2021
Zugehöriges Präsentationsmodul der Sternwarte Zollern-Alb: TLP-Beobachtung

I. Allgemeines
Den ersten Kontakt mit dem Phänomen der Transient Lunar Phenomena (nachfolgend TLPs genannt) hatte der Autor vor fast 50 Jahren aufgrund eines Artikels im seinerzeit bundesweit erschienenen X-Magazin (später aufgegangen im Magazin Bild der Wissenschaft).
Bei dem Phänomen der TLPs handelt es sich um plötzliche, an verschiedenen Regionen der Mondoberfläche für bis zu einige Minuten lang auftretende Helligkeits- bzw. Farbveränderungen, nicht zu verwechseln mit „Lichtblitzen“, die durch den Einschlag kleinerer Körper auf dem Mond entstehen. Die meisten Ereignisse traten bisher im Krater Aristarchus auf, eines davon auch beobachtet von Berufsastronomen am weltweit bekannten Lowell Observatory Flagstaff, Arizona. Eine Betrachtung dieses Ereignisses finden Sie hier.
Die Entstehung von TLPs ist bis heute ungeklärt. Ausgeschlossen wird mittlerweile ein aktiver Vulkanismus als Ursache, wahrscheinlicher ist die Theorie austretender Gase. Der Begriff Transient Lunar Phenomena wurde 1968 vom britischen Astronomen Sir Patrick Moore geprägt, den der Autor 1983 anlässlich einer Expedition zur Totalen Sonnenfinsternis in Indonesien auch persönlich kennenlernte.

In den 60-er und Anfang der 70-er Jahre des vorigen Jahrhunderts war das Phänomen der TLPs noch höchst umstritten, obwohl selbst Apollo-Astronauten in der Mond-Umlaufbahn davon berichteten. Doch die Zeiten wandeln sich. Insbesondere die NASA begann mit der Sammlung früherer Berichte zu Leuchterscheinungen auf dem Mond, welche heute im Internet von jedermann eingesehen werden können.
An dieser Stelle sei angemerkt, dass sogenannte „Dokumentationen“ einiger privater TV Sender das Thema ebenfalls mehrfach als „Die geheimen Akten der NASA“ aufgegriffen haben. Hierbei wird die Frage gestellt, ob es sich wohl um eine „mögliche“ kriegerische Auseinandersetzung außerirdischer Mächte, ausgetragen mit Laser-Waffen auf dem Mond, handeln könnte.
Absoluter Blödsinn - doch Esoteriker, wen wundert es, glauben daran.

Zurück zur Realität.
Mit den ersten (noch ausschließlich visuell durchgeführten) Mondbeobachtungen mit einem 60 mm Refraktor des Versandhauses Quelle begann der Autor im Frühjahr 1971 seine Mond-Beobachtungen. Anlass war die aktive Mitwirkung an einem von Gerd Küveler an der Sternwarte Gummersbach initiierten Mond-Beobachtungsprogramm, an welchem sich 200 Beobachter beteiligten. Die von Küveler ausgewerteten Beobachtungen wurden von ihm an das Smithsonian-Institut in Washington D.C. weitergeleitet, welches für die Nasa forschte. Mitte der 1980er Jahre veröffentlichte die international renommierte Fachzeitschrift „Earth, Moon and Planets“ die wichtigsten Ergebnisse des Gummersbacher Mondprogramms.
An nahezu jedem Abend mit ausreichenden Sichtbedingungen beobachtete der Autor den Mond meist 1 bis 2 Stunden lang hinsichtlich auftretender TLPs beobachtet – ohne Erfolg.
Ohne Erfolg? Nein, denn auch negative Beobachtungen sind wichtig. Durch sie kann zumindest das Auftreten von TLPs zeitlich eingegrenzt werden, insbesondere dann, wenn auch weitere Beobachter zur selben Zeit nichts gesehen haben.

Mitte der 70-er Jahre wurde das Mond-Beobachtungsprogramm von Gerd Küveler eingestellt, jedoch nicht beim Autor. In den Folgejahren wurden immer wieder einzelne Beobachtungen durchgeführt, wobei sich auch die Randbedingungen durch die Verfügbarkeit größerer Fernrohre und (ab 1989) digitaler Kameras positiv veränderten.
Heute hat der Autor seine Beobachtungen nahezu vollständig automatisiert und es erfolgt bereits der nächste persönliche Planungsschritt.
Dennoch: Trotz aller Technik konnte der Autor in den letzten 50 Jahren kein einziges TLP registrieren. Aber wie bereits angeführt besitzen auch negative Beobachtungen ihre Berechtigung und die Hoffnung auf eine positive Beobachtung ist nach wie vor vorhanden. Sollte dieser Fall einmal eintreten, so stehen für dessen Meldung heute verschiedene international tätige Stellen bereit. Dies sind:

 
II. Beobachtungstechnik und Datengewinnung
Während bei den rein visuellen Beobachtungen in der 70-er Jahren des vorigen Jahrhunderts das Auge als „Aufnahmesensor“ diente, kamen anschließend Video-Überwachungskameras, CCD-Kameras und heute CMOS-Kameras die für die Beobachtungen zum Einsatz. Aufgezeichnet wurde zunächst auf Betamax- und VHS-Kassetten, mit Einführung digitaler Kameras (ab Ende 1989) auf PCs. Alle Videoaufzeichnungen werden entweder bereits während der Aufnahme, oder zu einem späteren Zeitpunkt hinsichtlich des Auftretens von TLPs betrachtet. Dass dies nicht ganz mühelos erfolgt, verdeutlicht die nebenstehende Videoaufnahme der Region um den Krater Aristarchus. Das durch eine hohe Luftunruhe entstehende wabernde Bild erschwert zwar eine Beurteilung erheblich, macht sie aber dennoch nicht ganz unmöglich.
Wird eine Beobachtung live mitverfolgt kann bei Auftreten eines TLPS das Licht mittels eines kleinen Spiegels binnen Sekunden auf einen Spektrographen mit angeschlossener Kamera umgelenkt werden. Hierdurch ist eine sofortige spektroskopische Untersuchung möglich.
Wie bereits eingangs erwähnt werden als Ursache für das Auftreten von TLPs aus der Mondoberfläche austretende Gase vermutet. Da es nach derzeitigem Kenntnisstand auf dem Mond jedoch keine Plattentektonik wie auf der Erde gibt, müssten andere Vorgänge für das Entweichen der Gase verantwortlich sein. Könnte beispielweise bei einer Mondfinsternis die Abkühlung und anschließende Wieder-Erwärmung der Mondoberfläche zu Spannungen/Entspannungen von Gesteinen führen und dadurch den Gausaustritt ermöglichen?

Anlässlich einer Totalen Mondfinsternis erfolgte eine spektroskopische Überwachung der Region um den Krater Aristarchus am 80 cm Spiegelteleskop der Sternwarte Zollern-Alb, jedoch ohne Erfolg. Die spektroskopische Messung ergab keinerlei Hinweise für das Auftreten eines TLP.
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